Tempelschrinner




Das Schild am Fachwerkhaus „ Tempelschrinner“, also „Tempelschreiner“, weist darauf hin, dass 1901 Karl Frohnapfel aus Thalau das Anwesen von der jüdischen Familie Samuel Rosskamm kaufte und die Schreinerei Frohnapfel gründete. Heute heißt die Firma „Frohnapfel und Sohn“, Am Fuldaer Kreuz. ...

Im Vorgarten des Fachwerkhauses stand die jüdische Synagoge, im Volksmund auch „Tempel“ genannt. In Weyhers gab es mehrere Schreinereien, aber diese stand neben dem Tempel, deshalb benannte man sie „Tempelschrinner“. Neben der Kirche lag die Schreinerei „Kercheschrinner“. Die Synagoge wurde 1843 errichtet und war 7,00 X 6.60 Meter groß und eingeschossig. Es gab etwa 29 jüdische Bürger in Weyhers. Die Synagoge als einfaches Fachwerkgebäude stand im vor uns liegendem Garten. Um die Synagoge zu finanzieren, wurde „Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern“ für die Erbauung der Synagoge im Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg eine Kollekte bei den israelitischen Glaubensgenossen durchgeführt. Sie erbrachte 164 Gulden und 50 3/4 Kreuzer. Nachdem gegen Ende des 19. Und am Beginn des 20. Jahrhunderts viele Juden aus Weyhers ausgezogen waren, wurde die Synagoge nicht mehr genutzt. Die wenigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Weyhers konnten nicht für die Erhaltung aufkommen. Die Synagoge wurde deshalb wegen Baufälligkeit 1916 abgebrochen. An der alten Straße nach Dietershausen befindet sich der jüdische Friedhof mit über 600 Gräbern. Auf der anderen Straßenseite sehen wir den Namen „Postschnieder“. Dieser Hausname weist darauf hin, dass hier ein Schneider sein Geschäft hatte, aber auch noch bei der Post als Hilfspostbote beschäftigt war. Die Post befand sich im Nachbarhaus, das einem Neubau weichen musste. Im Rahmen der Dorferneuerung 2006 wurden 47 solcher Schilder angebracht.

Den Text sprach Rudolf Bickert.

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